Grüße aus Jalta – oder wie es hier heisst: Yalta!
Wie Jalta? – So war das eigentlich nicht geplant- ich wollte mir eigentlich nur die Krim-Westside anschauen und dann zurück in Richtung Russland fahren – aber der Reihe nach…
Mit schönen Erinnerungen, besten Wünschen und sogar selbstgebastelten Geschenken 🙂 von netten Mitcampern vom Mamaia Camping in Rumänien gestartet, ging es am Sonntag erst mal Richtung Moldawien (Endlich mal eine richtige Grenze! 😉 ) und dann weiter in die Ukraine.
Die Abfertigung war unproblematisch. Lediglich die FIN wurde akribisch bei Ein- und Ausreise verglichen. Kurz getankt und dann weiter in Richtung Ukraine.
Ukrainischer Zoll / Grenzpolizei waren auch sehr umgänglich, und man zeigte mehr Interesse an Moped und Reiseroute als an mitgebrachten Waren. Gut so!
Dass dies meine bislang schwerste Etappe werden sollte, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Eigentlich wollte ich mir in der Nähe der Hafenstadt Kiliya einen Campingplatz suchen – und beging den alten Fehler – erst mal hin fahren, dann gucken wo ich was kriege.
In der Zeit verkalkuliert, wurde es plötzlich viel zu schnell dunkel. Ich hattte kein ukrainisches Bargeld nur meine US$ und 20€, grottenschlechte Pisten und ein spinnendes Navi rundeten das ganze schließlich ab. An dem Tag hatte ich außer Tiefsand wirklich alles an Piste, was man haben kann.
Das kulinarische Highlight des Tages:
Ich weiss jetzt endlich, wie Libelle schmeckt… 
Irgendwann, ich hatte an einem „Büdchen“ angehalten, war ich umringt von 20 Jugendlichen, die mir, immerhin radebrechend englisch sprechend, „super Tipps“ gaben, wie ich denn die Straße nach Odessa finde.
Nach einer Phase der Bewunderung fing man an, das Motorrad anzufassen, Fotos zu machen mal die Bremse zu ziehen und hier und da mal überall rumzuzuppeln was ich dann erfolgreich durch „eindeutige nonverbale Missfallensäußerungen“ unterbunden habe.
Nachdem ich mehrmals mit einem freundlichen „Paschalska – NJET- Spasiba!“ deutlich gemacht habe, gucken JA – anfassen NEIN, habe ich dem Größten einfach mit einem Handschuh leicht auf die Finger gehauen.
Dann wurde es auch Zeit, es war ja schon spät – Augen zu und durch- Navi-Reset und nach Luftlinie fahren – bis die große Straße kommt.
Unterwegs stelle ich plötzlich fest, dass ich nach einem kurzen Stopp vergessen hatte, den Tankrucksack zu schließen und mein Ersatzhändy fott war… Da ich den Zeitraum jedoch relativ eng eingrenzen konnte, bin ich, begleitet von Mückenschwärmen, die Strecke zu Fuß abgelaufen und habe es tatsäschlich 150 Meter zurück -mitten auf der Straße liegend, gefunden.
Es war stockdunkel, eines von den 2 Autos oder der LKW, die auch noch unterwegs waren, hätten das Teil erwischen oder es hätte einfach in den Graben fallen können. – Glück? -vielleicht sollte es ja so sein.
Die Hauptstraße kam zum Glück dann auch und irgendwann stand ich, auf der Straße nach Odessa, kurz vor Tatarbunary, vor einem Hotel.
Mit seinen blinkenden roten und blauen Lichtern hätte es sich durchaus auch um eines dieser „Hotels“, in denen man die Zimmer stundenweise mieten kann, handeln können – aber nee- ales jut!
Ich hatte gerade festgestellt, dass man im Hotel nur cash nimmt und keine Dollar…
Da waren sie wieder meine Probleme…
als Sergej mit seiner grünen Ninja zunächst vorbei fuhr und dann aber nochmals zurück kam. Nach der Begrüßung und der Frage: How you find our roads (haha!) fragte er mich, was ich suche- Geldautomat – Hotel – Bier – Bett- in dieser Reihenfolge. Sergej „besorgte“ mir dann alles, denn er arbeitete nebenbei just in dem Hotel, vor dem ich stand. Wieder Glück!
„Relativ zügig“
und natürlich mit mehreren Ninja-Wheelys ging es in den Ort – sein Kumpel Sascha – samt Freundin wurde auch noch ran telefoniert und so fuhr ich, gut begleitet, zunächst zum Bancomat und anschließend ins Hotel, wo die beiden mir noch halfen, die Plörren aufs Zimmer zu tragen.
Das Moped wurde, bewacht von 4! Hunden auf dem abgeschlossenen Hof hinter dem Hotel geparkt. Einer Einladung zu einer Tasse Kaffee bzw. einem Bierchen konnten sie nicht folgen, weil sie zur Arbeit mussten.
Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht- Abzocke- Karre weg- Überfall… ob das wohl alles so OK ist…
Es war aber OK und die Gute stand mit allen 4 Reifen am nächsten morgen so da, wie ich sie abgestellt hatte.
Ich muss sagen, ich werde wohl noch in die Tour reinwachsen müssen und wohl noch eine Zeitlang Probleme damit haben, mich auf sowas einzulassen und auch mal einfach zu glauben, dass es wildfremde Menschen gibt, die EINFACH NUR NETT sind und einem gerne helfen. Wie in diesem Fall.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter über Odessa und letztlich nach Mykolaiv.
Von Mykolaiv zwischendurch zum Tanken und dann endlich
Richtung Krim!
Ach ja- Thema tanken:
Sprit kostet hier rund 1€. An den meisten Tanken hängen Visa Schilder – die aber wiederum bei den meisten lediglich Dekorationscharakter haben.
Hier sagt man: Reklam.
Reklam bedeutet dann im Zweifel aber richtig Probleme, da, wenn keine Bancomat in der Nähe, Ebbe ist- und Dollar nehmen sie auch nicht…
Also – wenn man low Cash ist, besser jedes mal vor dem Tanken fragen ob Plastik angesagt ist.
Das Tankprocedere ist auch gewöhnungsbedürftig, hatte ich aber vorher schon gelesen – normalerweise sagt man vorher, wie viel man haben will und zahlt, dann werden die Liter freigeschaltet.
Blöd, entweder es fehlt was oder es läuft über… Mittlerweile habe ich „sie“ so weit, dass ich selber volltanken kann und vorher die Kreditkarte da lasse.
Eigentlich wollte ich mir ja gerne den Leuchtturm von Avrora angucken und dann dort auf dem Campingplatz bleiben. Beides war nicht realisierbar.
Campingplatz gab es keinen und die Straße zum Turm war gesperrt.
In der gottverlassenen Gegend gab es noch nicht mal eine Pension oder sowas.
Und der Bus scheint hier auch nicht so oft zu kommen…
Ein Wort zur wirklich sehr präsenten ukrainischen Polizei:
Die in vielen Foren beschriebenen Erfahrungen bezüglich Abzocke und Willkür kann ich gottseidank nicht bestätigen.
Unterwegs wird sehr viel gelasert – teilweise auch auf Nebenstrecken. Ich wurde bislang jedoch noch nicht angehalten. Ich habe immer die Helmkamera gut sichtbar am Helm montiert. Bei Radar Vorwarnungen wird sie sicherheitshalber eingeschaltet und das rote Lichtlein brennt. Bis jetzt klappte alles.
Ein ukrainischer PKW überholte mich mehrmals um sich vor mich zu setzen und dann abzubremsen…
Dass er mich runterbremsen wollte, habe ich aber zuerst nicht kapiert- erst als er dann nach einem weiteren Manöver, -bei dem ich ihm fast in die Türe getreten hätte, selber von der Rennleitung rausgewinkt wurde- hat es Klick gemacht – bei mir allerdings ohne Bußgeld.
Ich bin mit ihm raus gefahren, die Polizei hat mich aber weiter geschickt. Ich habe noch auf ihn gewartet, um mir das Leid mit ihm zu teilen – als er aber nach 20 Minuten nicht kam bin ich weiter.
– Spasiba, unbekannter Retter!
Am Strand hinter Yevpatoryia schlug ich mein Nachtlager auf.
Ein kleiner Fauxpas –
400kg+Sand->
Ergebnis:
ließ Zeltaufbau und gemütlichen Tagesausklang noch etwas auf sich warten, dadurch wurde ich dann aber mit einem Top Platz entschädigt:
Die Situation Kiesstrand und normale Heringe konnte durch Zuhilfenahme eines Klappspatens und meiner Alukisten entschärft werden 😉
Nach einem schönen Abendessen mit Hähnchen und Salat aus dem Supermarkt gings ins Zelt und am nächsten Morgen weiter Richtung Jalta.
Nach einer schönen Tour mit einem Abstecher durchs Krim Gebirge mit guten Straßen bin ich schließlich in Alupka gelandet, wo ich mir jetzt für 2 Tage ein Hotel gönne.
Am Freitag geht´s dann weiter in Richtung östliche Krim – nach Kerch – und dan(n)ach wird´s wohl ernst.
Mit der Fähre über die Straße von Kertsch ab nach Mütterchen Russland. Über Port Kavkas, auf der Tamanski Halbinsel, die das Schwarze Meer vom Asovschen trennt, will ich rein. Ich habe heute noch relativ aktuelle Berichte gelesen, nach denen eine Einreise für Ausländer dort (problemlos) möglich sein soll.
Das ganze liegt zwar ziemlich nahe am Nord Kaukasus, aber ich werde ja vorher die Biege nach „Links oben“ Richtung Timashevsk machen, um dann Richung Volgograd zu fahren.
Ich muss sagen, ich weiß noch nicht genau, wo ich die Ukrainer bei mir verbuchen soll. Einerseits gibt es genug Situationen, in denen mir bedingungslos geholfen wird, andererseits werde ich bei Stops in Städten regelmäßig umlagert – mit den immer gleichen Fragen „WieTeuerwieschnellwievielKubik“ gelöchert und auf meinen „Reichtum“ hingewiesen, oftmals beim freundlichen „Dobry Den“ nicht zurück gegüßt und angeglotzt wie ein Alien. Vielleicht sind viele einfach überfordert? Isch wesset nit…
Eines jedoch- ich hatte bis auf die oben beschriebene Situation mit den Jugendlichen in der Pampa bislang nicht das Gefühl, unsicher unterwegs zu sein.
Der Fahrstil ist rustikal, aber wie singt eine Kapelle aus der näheren Umgebung von Düsseldorf so schön?
Do simmer dabei… 😉
Do swidanja in Russland!








