AND the Russians love their Children too! – Grenzerfahrungen

Ja bin ich etwa schon drin!? – hätte Boris vielleicht damals in seiner Internet Reklame erstaunt gefragt-
(was doch bei einem alles für ein Quatsch so hängen bleibt- tss tss *kopfschüttel*)
– und so gehts mir mit Russland – ICH BIN DRIN.
Und- wider Erwarten-  mit Null Problemo…
Im Moment hänge ich zwar immer noch in Rostov am stillen Don  herum, da der russische Amtsschimmel leider nicht still war, sondern es sich nicht nehmen ließ, laut und kräftig zu wiehern…
Eigentlich war (Nähe) Volgograd in der Planung –  aber dazu später mehr.

Ja- wo sind wir denn – richtig – Alupka.
Schön war es da, ist halt (einer) der Touri – Orte der Krim – Riviera. Schön gelegen und das Meer ist durch die ganzen Bäume richtig schön anzuschauen. Halt so, wie es sich für einen Urlaubsort gehört. Ein paar alte Steine, nämlich das Schlösschen Woronzow, IMG_3921haben sie auch da- aber ansonsten besteht das übersichtliche Örtchen aus ein paar Spirituosenläden, jeder Menge -ich sag mal Kitsch- Ständen, Restaurants und einigen Top of the Roof Discos.
Da ich so eine Sahne mit meinem Mopedparkplatz direkt vor dem Hotel hatte, habe ich das Schwalbennest

IMG_3951 und ein paar schöne Aussichten in Jalta nur auf der Fahrt nach Kerch im Rahmen eines kameratechnischen „Drive by Shootings“ mitgenommen.

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Es war nämlich ziemlich voll da und wenn ich die Parke aufgegeben hätte,  hätte ich das Moped ca. 1km weg parken müssen
– nee nee 

Den Liwadija Palast – Ort der Jalta Konferenz – wollte ich mir eigentlich anschauen- da aber wegen eines „unvorhergesehenen Zwischenfalls“ das Werkzeug auch mal an in den Genuss der Krim Sonne kommen durfte, hab ich´s mir dann klemmen müssen.

Kurzer Bikeexkurs:
Mir hat man mal auf Frage nach einem „Krisenmanagement“ für das Lösen der sch…önen Spezial-Spannschellen der Einspritzpumpenbefestigung an den Ansaugstutzen und am Luftfiltereingang gesagt:
Junge – das sind Spezialklemmen, da brauchst Du BMW Spezialwerkzeug- vergiss es-  wenn du da dran musst – ist die Tour eh zu Ende…

Hallo !

Dann mal bitte jetzt kurz hier gucken:
IMG_3962Genau DAS ist nämlich passiert.
Auf der Fahrt nach Kerch durch Jalta. Durch relativ schlechten Sprit, den ich erwischt habe, lief sie sowieso etwas unrund und hatte mehr brummeln im Bauch als sonst –  Aber- hörte sich so schlecht nicht an im Schiebebetrieb
(brabbelbrummbrabbel puff) 

Na ja- jedenfalls beim Anlassen nach einem Fotohalt gab´s einen richtig fetten Knall und es hat die linke Einspritzpumpe komplett aus dem Ansaugstutzen gesprengt.

Leid hat mir nur das kleine Mädchen im Kinderwagen getan, die mit Mama just neben mir auf dem Gehsteig war, als es knallte. -manchmal ist es glaub´ ich ganz gut, in gewissen Situationen KEIN Russisch zu verstehen…

Nachdem der erste Gedanke- dubistnochineuropaundderadacholtdichdaraus – verflogen war und das rationale Denken wieder einsetzte, hab ich mir die Sache näher angesehen und schließlich in einem Stündchen Schrauben mit dem Popo an einer vielbefahrenen engen Straße, wieder richten können.
Also- wem´s mal passieren sollte:
Das Teil einfach wieder draufdrücken geht nicht- Spannschellen zu taff.

Die 3 Schrauben vom Asaugstutzen am Zylinder lösen,
Ansaugstutzen abnehmen,
Einspritzpumpe so weit wie möglich nach Außen biegen (Hängt ja noch am Saugrohr des Ansauggeräuschdämpfers,
Ansaugstutzen am besten mit einem Spanngurt und Zuhilfenahme eines Gegenhaltes /  Abstandhebels (bei mir war es der Gummihammerstiel) wieder in Position bringen),
Braucht schon Kraft, da die Schellen echt Spack sitzen.

Danach war Jalta dann gegessen und ich bin direkt weiter Richtung Kerch gefahren. Da ich meine Siebensachen für die am Samstag folgende „Grenzerfahrung“ in vorzeigbarem Zustand haben wollte, habe ich aufs Campen vezichtet und mir ein Zimmer im Recreation Center Kiev gebucht.
Ein „Hochsicherheitstrakt“ mit Stahlrolltor und Kameraüberwachung, aber ansonsten Top. sehr freundliches, hilfsbereites Personal – der Wächter deutete mir, dass ich Zelt, Schlafsackbeutel und Reifengedöns getrost aufgesattelt lassen könne, da er auf jeden schießen würde, der an DAS Motorrad dran geht.
Kleiner Wermutstropfen- in dem Teil gab es nichts zu essen und so musste ich dann nochmal „raus“ .

Raus bedeutete in dem Fall, wie der Weg ZUM „Trakt“, wie wir Bewohner es nennen, 😉 bereits zeigte – dass man sich in eine Gegend mit – nun ja ich sage mal – sozialen Brennpunkten begeben wird.
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FotoDa fällt auch auch Vladimir Iljitsch nix mehr zu ein…

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So war es dann auch -meine Frage nach Ресторан? – Restaurant wurde ich in einen Kiosk geschickt. In dem gab´s dann wenigstens Hot Dogs, aber ich hab nicht aufgegeben und bin dann tasächlich in einer Pizzabude – mit W-Lan! gelandet.
Zuerst war die Kellnerin freundlich.
Als sie merkte, dass ich kein Russisch spreche, aber „Parol“ for WiFi Spasiba? haben wollte, wurde sie schon distanzierter.
Und als ich dann mit meiner Übersetzungskamera-App anfing die Speisekarte zu scannen, und Begriffe wie – „Tomaten hat an Mais mit Vogel gegessen – Groß“ raus bekam und nach und nach neben den Kellnern immer mehr Leute zum Rauchen raus kamen, habe ich mich spontan für die Pizza für 78,- UAH  entschieden – das war im Moment die Teuerste, die mir ins Auge fiel.
Sie fragte mich noch, igendwas, was ich dann mit Da, Da, beantwortete und ging rein.
Als ich dann wieder für mich war, habe ich nochmal in die Karte geschaut und bekam schließlich mit, dass die Preise, die rechts standen immer genau die Doppelten von denen links waren – es sich somit wohl um eine Pizza für 2 Personen handelte, die ich bestellt hatte.
Naja, dann lass ich halt was über.
Die Kellnerin hatte aber mitgedacht und ich bekam doch nur eine für 39,-.
War aber lecker.

Ich bin dann wieder in meinen Hochsicherheitstrakt und am nächsten Morgen ging es mit leichten Flugzeugen im Bauch Richtung Fähre.
Der Spirt vom letzten Tanken war wirklich grottenschlecht und die Q lief sowas von unrund, dass ich, obwohl Aussicht auf nochmal günstigeren Sprit in Russland, zur Shelltanke bin und ihr nochmal 10 Liter V-Power gegönnt habe .
Mein Gott, was für ein Unterschied… unmittelbar Ruhe im Motor und der Kopf schlägt beim langsamfahren auch nicht mehr dauernd gegen die Scheibe 😉
-Nein So schlimm war´s dann doch nicht.

Knapp 8 km waren es bis zum Fährterminal.
Ich reihte mich ein und sah, ein paar Autos vor mir in der Nebenschlange, eine (BMW R 1200) RT mit RUS Kennzeichen, deren „Besatzung“ (Das Teil ist echt ein Raumschifff mit den Kofffern)  ich im Anfahren zuwinkte. Als ich dabei war, mich gerade zu orientieren, kam Sergej, im gleichen Dress wie ich, schon auf mich zu.
Kurzum:
Sergej und Katja, 2 Russen aus Krasnodar, Sergej mit kasachischen, Katja mit deutschen Wurzeln, waren auf dem Rückweg von einer Krim Tour und fingen nun an, das „rundum Sorglospaket“ für mich auszupacken… Unglaublich…
Zuerst wurde ich in der Schlange vorgezogen und neben sie gelotst. Sergej sprach etwas Deutsch und ich, mit meinem „etwas Russisch“ (hahaha!!! Schenkelklopf) jedefalls klappte die Verständigung dafür erstaunlich gut. Nach und nach trudelten immer mehr Autos ein und schließlich kam eine wirklich strenge Dame und verteilte längliche Plastikkärtchen, welche die Lizenz zum Fahrkartenkauf bedeuteten –
an alle außer uns.

Die Bikes kommen auf jeden Fall mit, aber zuerst bekamen halt die Autos die Dinger.
Als wir unsere Lizenz auch hatten, gings zum Schalter und anschließend endlich zur Ausfuhrabfertigung.
Wie gesagt- ohne Probleme- die üblichen Fragen – wohnin? Mongolia.
Ohhh und ahhh… Kollegen wurden geholt ein bisschen hin und her und schließlich Stempelchen drauf und ab.
Sergej und Katja waren schon vor mir fertig und ließen die Fähre die sie schon hätten nehmen können sausen, um auf den Mongo 😉  zu warten.
Als der dann auch durch war, stießen noch Elena und Pascha mit einer (Kawasaki VN) 900er Vulcan zu uns. Elena sprach sehr gut englisch, hatte leckere Schokolade und wir haben uns alle sehr nett unterhalten.
Irgendwann kam dann die 2. Fähre und wir sind drauf.
Eigentlich ist die Bezeichnung Fähre übertrieben, handelt es sich doch vielmehr um eine Art überdimensionales RoRo Landungsboot. No Way out.
Mein Gott. Menschen drauf, Autos drauf Klappe zu ab.
Die Überfahrt hat so ca. 35 Minuten gedauert, bei knackiger Hitze- die Leute haben auf meinen Ersatzreifen gepennt…

IMG_4018Elena gibt mir irgendwann die Migrationskarte, die ich ausfüllen muss- keine Ahnung, woher sie  die hatte, jedenfalls ist sie neben Pass und Visum,später abgestempelt  DAS wichtigste Dokument für Ausländer in Russland.
Klappe auf- wieder alle runter und der Run auf die Zollabfertigung geht los.

Ich hätte einen relativ guten Platz, unter den ersten 80 haben können, wenn mich nicht ein sonnenbebrillter Posten angehalten und gefragt hätte, wohin ich fahre.
Ich hatte ebenfalls meine Sonnebrille auf und sagte mein Germania – a Mongolia Sprüchlein.
Er lachte und nahm die Sonnebrille ab und deutete mir, ich möge meine auch abnehmen. Dann fragte er mich nochmals – wohin.
Ich nannte ihm auch ohne Sonnenbrille nochmals mein Ziel und er schickte mich dann mit einem naja- ich deute es als erstaunten Gesichtsausdruck, in einen Bereich neben dem Zollgebäude mit einer durchgezogenen Linie- dort sollte ich warten.

Sergej und Pascha waren schon durch und Sergej sagte mir, dass sie auf mich warten würden. Pascha und Elena habe ich leider nicht mehr gesehen.
Do Swidanja U2! Nice to meet you! Take care!

Nach etwa 5 Minuten kommt ein russischer Zöllner und fragt mich, ob ich „the Guy to Mongolia“ bin.
Der sprich Englisch! – ich glaubs nicht! Und nicht nur das.: Please, come with me. An der ganzen Schlange vorbei, guckt er sich meine schon im Vorfeld in russisch und englisch ausgefüllte Zollerklärung an, behält nur den Bogen mit den deklarierten Wertgegenständen und füllt mit mir zusammen den ganzen Kram aus. Stempelchen – zack zack, one for me one for you und dann schickt er mich zur Imigration.
Kurzer Gesichtscheck, Kennzeichenvergleich, alles gut.
Ich steh kurz rum wie Falschgeld, als eine ziemlich resoloute Dame mich auf Russisch auffordert, mit zum Moped zu gehen und das dann in einen weiteren Bereich, wieder an allen wartenden Autos vorbei, zu fahren.
Noch in Gedanken, was jetzt wohl passieren wird, so standen wir beide dann in der Pole Position im Abfertigungsbereich, als ich in akzentfreiem Deutsch mit:
Ich habe gehört – Sie sind derjenige, der in die Mongolei fährt? von einem Zollbeamten angesprochen werde.
Noch erfreuter als über den englischsprachigen Beamten, entwickelt sich ein lockeres Gespräch, in dessen Verlauf ich neben „Warum fahren sie ausgerechnet in die Mongolei- (da ist doch nichts- hat er nicht gesagt, aber wohl gemeint)… lediglich gefragt, werde, was ich im rechten Koffer habe. Keine Kontrolle nichts auspacken. Ich war fast enttäuscht -aber nur fast  😉
Vor einer Woche sei auch ein Motorradfahrer aus Deutschland, mit Münchener Nummer hier durchgekommen, um in die Mongolei zu fahren, sagte er mir,  dann wird mir eine gute Weiterrreise gewünscht, begleitet von ein paar Tips zum weiteren Procedere bzgl. Versicherung.
FERTIG! DAS WARS.
Ich bin durch. Stempel im Pass, Migrationskarte –  Alles was sich der Ausländer in Russland wünscht – Alles Gut!

Sergej findet mit mir noch zusammen einen Versischerungsschalter, wo ich für knapp 32€ eine Haftpflicht die in ganz Russland für 2 Monate gilt, für die Q kriege. Nach einem Snack fahren wir dann los. Ich entschließe mich, mit den beiden nach Krasnodar zu fahren, und nicht mehr nach Rostov- einfach zu spät und erhalte die erste Gelegenheit in mein auf kyrillische Buchstaben umgeschaltetes Navi К р а с н о д а р für Krasnodar einzuzeichnen…
Als mir bei der Buchstabensuche die Spucke schon aus dem Mund läuft, tippt der gute Sergej mir das schnell ein und so kann auch ich endlich wieder sich bewegende, bunte Bilder während der Fahrt gucken 😛

In der beiden Heimatort angekommen, kurven wir noch ein bisschen rum und es ist schließlich auch schon irgendwas um halb 9, bis wir ein Hotel finden, dass mich aufnimmt.
20:30 KrasnodarDas Haar liegt.
– Und die beiden sind mich endlich los 😉

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He! Euch beiden vielen vielen lieben Dank für eure tolle Hilfe.
UND die leckere Wurst am Fähranleger  ;-))

Die Nacht war kurz und ich ziehe relativ früh wieder dran in Richtung Rostov na Donu. Über das Internet habe ich mir wieder ein Zimmerchen klar gemacht und erst bei der Bestätigung gelesen- Einzelbett im Schlafsaal…

Ich komme über die Don Brücke ziemlich früh am Nachmittag nach Rostov rein und fahre erst mal runter an den Fluss.
An einem Fontänenbrunnen findet zum heutigen Feiertag ein kleines Volksfest statt.

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Ich parke die Q ab, laufe ein wenig rum und genieße die Anonymität die man hat, wenn man sich bei 30 Grad mit Mopedklamotten zwischen Leuten, die in den Fontänen stehen und mit Schlappen und kurzer Hose rumlaufen bewegt…
Um meine Unauffälligkeit zu bewahren, ziehe ich die Jacke aus, setze mich auf eine Steinsäule neben die Karre und esse eine Banane.

Ein paar Leute beginnen Fotos zu machen und 2 junge Männer kommen und stellen die üblichen Fragen. Dann kommt eine nette Dame und fragt mich auf englisch, woher ich komme und wohin ich will. Sie stellt mir ihre Tochter Olga vor.
Olga ist Journalistin einer örtlichen Gazette und fragt, ob sie mich für das Blättchen interviewen und ein paar Fotos machen darf. Klaro.
IMG_4042Zwischendruch kommen die beiden Jungen zurück und schenken mir eine kleine Medaille als Glücksbringer für meine Tour.
Ein paar Fotos werden noch gemacht und dann geht es endlich wieder in die Kühle des Fahrtwindes…

Else sagt, noch 8 km zum Hotel und ich schieße auf dem Weg dorthin noch ein paar Bilder mit der Helmkamera – Ist ja ne Großstadt!
Die schönen Seiten der Stadt werden lichter und ich nähere mich – ich sage mal der East – Bronx. Hochäuser über Hochhäuser (das hatte ich in Google schon geshehen) aber den Zustand nicht…
Und mittendrin sollte mein Ho(s)tel, das mit dem Schlafsaal, liegen…
Diverse Einheimische kannten das Teil nicht, irgendwann habe ich über mein Handy einen netten Menschen dort anrufen lassen, der mich dann auch noch zu Fuß dorthin brachte.

Ich mach es kurz – ich habe nicht dort übernachtet. Es war eine absoloute Drecksbude im 4. oder 5. Stock eines Hochauses in einer Privatwohnung. Von den beiden Ho(s)telwirten ganz zu schweigen. Spontan fiel mir der gleichnamige Film ein…
Schnell weg.
Der Businessman, hier vorne links im Bild, IMG_40431 wollte mir dann noch vehement mit Anfassen und in den Lenker greifen unbedingt über seinen Bruder „was klar machen“ – wir haben uns dann aber darauf „verständigt“, dass ich weiterfahre und mir selbst etwas suche.

Und ab.
Ich bin dann zu dem Hotel, welches ich den Tag vorher storniert hatte.
Dort gab es glücklicherweise immer noch ein Zimmer für mich und die Registrierung bei der FMS (Migrationsbehörde), die man als Ausländer in Russland innerhalb von 7 Arbeitstagen vornehmen muss, stellte man mir dort auch in Aussicht wird dort auch erledigt.

Da diese Amtschimmelwieherei 2 Tage in Anspruch nahm, musste ich hier bleiben und habe der Dicken mal ein wenig Pflege und eine kleine Inspektion angedeihen lassen…

Foto 1Foto 2Morgen geht es nun endlich MIT allen Papieren, die man als Ausländer hier so braucht, gen Volgo- oder wie einige hier immer noch gerne sagen: Stalingrad.

So, das war es erst mal
– es ist einiges passiert und ich habe viel erlebt, supernette Leute getroffen womit sich die Linie gottseidank fortzusetzen scheint.
Inschallah!

Bis bald!