Nachdem ich doch (mal wieder) relativ spät aus Rostov weggekommen bin, führt mich mein Weg auf Straßen durch Gegenden, die mir mal zeigen wollen, wo ähhh – Dingsbums den Most nee- das Korn holt.
Meine Güte, was für ein beeindruckende Weite. Ich habe noch niemals von Horizont zu Horizont eine einzige, gr
üne Fläche gesehen.
Nicht etwa, dass das Ganze Brachland wäre oder Wildwuchs gar – nee – voll im Saft und – wie sagt man bei Ilse und Willi auf´m Land?
Bestellt – ist sie, die Kornkammer Russlands…
Im Gegensatz zu den Feldern, waren die Straßen auf der Etappe dafür gerade „in Bestellung“ – keine Ahnung.
Anscheinend war alles, was in Russland irgendwie Asphalt abschrabbeln kann, auf der M21. 30 oder vielleicht auch 40 km Spurrillen vom Feinsten.
Noch in Rostov habe ich mir in Volgograd einen Campingplatz gesucht und bin unter -> http://www.gps-data-team.com/where/Camping_Volgograd
fündig geworden.
Der Plan: 2-3 Tage schön ausspannen und Sightseeing.
Etwas stutzig machte mich die Beschreibung, die ich gelesen habe, aber nicht mehr finden kann, dass es nur 5 Minuten zu Fuß zum Mamajev Denkmal sind, zwar schon – aber der Link (s.o.) ist noch da.
Die Mutter Heimat Situation:
Ziemlich spät komme ich rein ich in diese gewaltige Stadt, die komplett am rechten Wolgaufer liegt und sich über ca. 90km erstreckt – ist ja fast, wie Wuppertal 😛 und sehe von Weitem schon die beeindruckende Statue.
Zuverlässig führt mich Else zu den angegebenen Koordinaten: 44°32’23″O, 48°44’24″N.
Ich erhalte noch kurz die Meldung auf dem Navi Display, dass ich mich dem Ziel „Camping Volgograd“ annähere, als ich auch schon auf dem Parkplatz des Mamaev Denkmals, mitten zwischen Reisebussen und PKW´s stehe und nicht mehr weiter kann, da die Gedenkstätte natürlich für den Verkehr gesperrt ist.
Während die ersten wartenden Busfahrer sich rauchend um das Moped versammeln, laufe ich mit meinem Icoon Symbolbüchlein zu einem Saftständchen in dem ein Mütterchen sitzt und zeige auf das Campingschild, unterstützt mit meiner neu gelernten Vokabel: Yest- was wohl soviel heisst wie: Gibt es?
Yest Camping? Pozhaluysta?
Sie weiß es aber nicht und ruft hilfsbereit einen für den Eingangsbereich des Restaurants zuständigen, älteren Wachmann, der auch rüberkommt.
Noch bevor ich mein Yest Camping? Pozhaluysta? loswerden konnte, fing er lautstark an zu schimpfen – was, habe ich natürlich nicht verstanden, aber er schaute dabei nicht mich, sondern das Mütterchen an.
In der Annahme, er werde wohl nicht verstanden haben, was ich möchte, versuchte ich noch mehrfach, deutlich zu machen, dass ich in friedlicher Absicht auf der Erde sei und zeigte ihm mein Icoonbuch mit dem Campingplatzsymbol.
Als er auch den dritten Versuch meiner Kontaktaufnahme ignorierte, war es mir dann aber auch zu blöd und habe mich mit einem „Spasiba for Information“ vom Acker gemacht – was ihn dann bewog, mich erstmalig mit grimmiger Miene anzuschauen und mir deutlich zu machen, dass „Spasiba“, wohl jetzt nicht das war, was er von mir hören wollte.
Die Busfahrer, die das ganze aus sicherer Entfernung beobachtet hatten, kamen nun zu mir und erklärten mir etwas auf Russisch.
Als ihnen klar wurde, dass dies aber überhaupt nichts bringt, holten sie von irgendwoher eine asiatische Studentin her, die englisch sprach.
Sie übersetzte mir, dass die Busfahrer meinten, der Wachmann hätte gesagt, dass ich am Denkmal nicht zelten darf und das ja am 9. Mai auch Tag des Sieges sei.
(Meingottdaswollteichdochauchgarnicht… : Laut I-N-T-E-R-N-E-T soll es hier doch einen Campingplatz geben!
WER käme denn auf die Idee, am Denkmal zu zelten?
Jedenfalls ließen mir die Busfahrer durch die nette Asiatin dann einen Weg, der mich an einem T-34 Denkmal zu einem Wäldchen hätte führen sollen, in welchem ich mein Zelt hätte aufschlagen können, beschreiben.
Ich entschied mich aber spontan, die Suche nach dem Campingplatz ohne weitere Befragungen aufzugeben und mir eine feste Unterkunft zu suchen, was von allen auch als bessere Lösung befunden wurde.
Ich bin dann in einem Motel gelandet, dem eine Waschanlage angeschlossen ist – oder umgekehrt? Jedenfalls hatte ich zuerst ein Zimmer für 2 Nächte, nach dem Einräumen meiner ganzen Sachen dann aber nur noch eines für eine Nacht , da mir irgendjemand die 2. Nacht weggebucht hat. 
In dem Motel traf ich aber dann Natalia und Alex, 2 Biker aus Moskau, die unterwegs waren um ihr Riesen Land besser kennenzulernen.
Natalia war mit einer Honda VFR 1200 Crosstourer unterwegs und schreibt u.a.Testberichte für eine Motorradzeitschrift. Alex ist Programmierer und fuhr die dicke (Yamaha) XJR.

Alles gut, die Q stand in der abgeschlossenen Waschhalle, und wir haben uns am nächsten Tag, nach dem Bezug meiner neuen Unterkunft (ein echter Schnapper für 19€…) getroffen und mit den Mopeds eine tolle Sightseeing Tour durch diese Riesenstadt gemacht.
Sehr beeindruckt hat mich die Gedenkstätte, insbesondere die große Halle mit dem ewigen Feuer und mit den auf zig Fahnen verzeichneten Namen gefallener Soldaten.
Natalia wollte wissen, wie ich mich jetzt hier fühlen würde- immerhin hätten „wir“ ja vor knapp 70 Jahren hier gegeneinander gekämpft.
– Ja, das war so. Und gottseidank ist es vorbei. Mir tut es um alle Menschen leid, die hier in diesem sinnlosen Krieg- ist irgendwie sowas wie „weißer Schimmel“ – sind Kriege nicht immer sinnlos? – ihr Leben lassen mussten, aber ist es nicht um so schöner, dass genau heute, Russen und Deutsche hier stehen, zusammen Moped fahren und sich das Ganze zusammen anschauen und auch noch darüber sprechen können?



Am Abend waren wir noch lecker essen und ich hatte eine fantastische Kohlsuppe – (T)schi ausgesprochen, „Cauasian Style“, mit Koriander und ein 300 Gramm Schaschlik — Jaaa-…. FLEIIIIIISCH für Dr. Jackson.
Hi – Natalia & Alex !
Thanks for your support! Good to meet you.
I hope, Google Translation of my blog will fit…
Have a good Trip, when you head back to Moscow.
Mollig rund und wohlgenährt bin ich schließlich zurück ins Motel. Ein bisschen geblogt und schließlich mit der Hoffnung eingeschlafen, dass man mir mein Zimmer hier, welches ich zwar über HRS gebucht hatte, das aber eigentlich gar nicht für den Zeitraum zur Verfügung stand, für 2 Tage oder besser sogar bis Sonntag, verlängern wird …
Morgen weiß ich mehr.
Kleines Update nach der Überarbeitung-
Na, wer sagt´s denn – Wellness ist angesagt! – Die Verlängerung hat geklappt- im Moment „wohne“ ich war in der Sauna – mit EIGENEM POOL!! – morgen ziehe ich aber wieder in ein richtiges Zimmer, bleibe nun bis Sonntagmorgen in Volgograd und fahre dann weiter nach Samara.
DANKESCHÖN!!!
Ich möchte euch allen schon mal Dankschön sagen, für eure aufmunternden Kommentare, Feedback zu meinem Blog, E Mails, Apps und alles, was mir sonst hier noch so die Heimat näher bringt!
Echt toll und ich freue mich richtig, über alles, was ich von euch höre.
Ich habe wirklich fast immer jemanden, mit dem ich reden chatten oder mailen kann.
Was mir echt nachhängt, ist die Zeitumstellung, die ja gerade erst los geht und die ich ja mit jedem Kilomter weiter nach Osten immer mehr rausfahre.
Im Moment sind wir bei +2 Std zu euch- am Ende werden es glaube ich +6 oder +7 sein..
Ich komme einfach nicht richtig in den Tag. Meistens komm ich sehr spät los- es ist schon sehr früh hell hier- Sonnenuntergang ist zwar erst um halb 9, aber man braucht eine ganze Weile vorher schon Licht.
Nochmal ein kleiner Bikerexkurs:
Die Streckenabschnitte sind zwar mitunter „tricky“ – fahrtechnisch läuft das ganze aber wirklich voll im grünen Bereich. Mit einem normalen Straßenmotorrad, ohne besonderen „Tiefgang“ ist das bis hierhin alles noch zu machen, wenn auch mit Geschwindigkeitseinbußen.
Verschleißmäßig sieht es auch noch ganz gut aus.
Bremsen sowieso- ich bremse ja kaum… 
und auch die Kupplung macht mir überhaupt keine Sorgen.
Die Reifen zeigen hinten schon deutliche Spuren und ich fahre mittlerweile schon sei fast 2.000km mit 2,2 hinten rum, was eine gute Entscheidung war und für einen gleichmäßigeren Abrieb sorgt. Ich bin guter Dinge, dass ich mit meiner Reifenkalkulation, in Irkutzk oder Ulan Bataar zu wechseln, hinkommen werde.
Gestern sagte mir LAMPF! im Display, dass meine Fahrlichtbirne das Zeitliche gesegnet hat, die ich jetzt mal wechseln werde.
Gerade eben beim Lampenwechsel habe ich gesehen, dass die Gummimanschette meines Telelevers einen Riss hat und Fett austritt.
Ist lebenslang wartungsfrei und geht nur bei schweren Unfällen kaputt, bei denen die Gabel verbogen ist… -sagt BMW.
Ich habe jetzt mal Powerband drüber gezogen und warte darauf, dass es sich verschweißt. Sieht aber schon ganz gut aus.
Wenn es nach der Fahrt in die City gleich nicht halten sollte, weiß ich ja schon, wass die Q und ich die nächsten Tage vor haben in V´grad.
Ansonsten- keine weiteren Verluste zu beklagen!
Nochmal Update 10.05.:
Do hoddad Band doch tooodsächlich gehald´n – un´ is mit der Originooolmanschedde voll verschweisst! Assrein dat Zeuch! 😉
Ich sag mal: Es lohnt sich, Equipment sorgfältig auszuwählen!
Update 11.05.
Ich habe mir gestern eine russische Simkarte bei Megafon ( мегафон), das sind die grünen Läden- gibt es überall, fürs Iphone besorgt. Internet & Telefon. Tarif: 30 Rubel, das sind ca. 74 Cent, für 3 Std. Internet. Man ruft zum aktivieren einfach eine Nummer an und kann loslegen. Guthaben kann man an vielen Geldautomaten z.B. bei der SBERBANK, aufladen. Ich hatte wieder mal Schwein und eine supernette und geduldige Verkäuferin. Die hatten offenbar einen Fehler gemaxht, denn meine 600 Rubel Aufladung, waren über Nacht futsch. Das Iphome hat wohl ständig irgendwelchen Datenverkehr produziert und so die Karte leergesaugt, ohne Aktivierung. War aber kein Problem, war eben da und man hat mir sofort die 600 Rubel wieder erstattet.
Ich habe grob auf dem Schirm, Ende Mai in der Mongolei zu sein, was ich auch schaffen dürfte.
Bis die Tage!
