Samara – Ufa – Chelyabinsk – Wer wird Städtemillionär?

Meine Güte – du guckst auf´s Navi und stellst fest, dass du auf einmal +4!!! Stunden zu Deu-tsche-land bist.
Neee- kann ja nicht sein… aber dann kommst du in die Stadt und die Uhren da, bestätigen das.
Strange… Ein echt komisches Gefühl.

Das heisst dann de facto: wieder 2 Stunden eher in den Tag kommen, ohne vorher mehr vom Tag gehabt zu haben.
Was soll´s!?

Heute Morgen, außer meinem Gummihammer, den sie mir geklaut haben!!!,
ohne weitere Verluste, aus Samara gen Ural abgefahren. Warum klaut man einen Gummihammer und NICHT das Zelt, was in dem Sack da drunter ist ???
Strecke war fast bestens, bis auf einige Kilometer Baustelle mit entsprechenden Spurrillen.

An einem Baustelllenstopp an dem ich mir schon die Pole erschlichen hatte, schiebt sich doch noch ein fetter Landcruiser vor mich.
Ein -ich sag mal Russe- steigt aus und begrüßt mich auf Deutsch mit: Guten Tag. Wie geht es Ihnen?
Als ich mich, erfreut über seine Deutschkenntnisse, mit ihm weiter unterhalten möchte und ihn frage, woher er so gut deutsch spricht, bittet er, in englisch weiter zu machen- deutsch kann er nur aus den Kriegsfilmen die hier laufen…
Ja ist doch egal, woher man Sprachen lernt. Wir hatten dann eine, durch die Geduld des die Strecke wieder freigebenden Straßenpostens, auf etwa 3 Minuten begrenzte, mopedlastige Konversation, in der ich aber fast alles über seine Husky, die er jetzt in der Garage hat, erfahren habe.
Ich habe ihn gefragt, wie er denn auf so einer „KTM-Chainsaw“ zurecht kommt- das wollte er aber wohl nicht verstehen. Nee- is schon ein klasse Teil für Puristen!

Ach ja- …
Da hatte ich doch letztlich geschrieben, dass ich bislang ohne „Anhaltung“ durch alle „Ostblockländer“ gefahren bin.
Offenbar hat meine FSB Impfung wohl nicht gehalten… Die Zecken haben mich doch noch versucht, zu erwischen…
Irgendwo im Land zwischen Samara und Ufa war es soweit.

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Es ging, mit dem typischen Schwarzweißstabaufeinenzeigenundnachrechtsrausschicken los.
Mit einer deutlich machenden: ICH ETWA AUCH??? Handbewegung MIT Kopfschütteln ging es dann doch sehr wohl an die Box. Die Helmkamera hatte ich natürlich diesmal nicht drauf.
„Hello my friend“ war nach 5 Minuten des Wartens die Begrüßung.
I AM NOT YOUR FRIEND! habe ich mutig sofort auf diese Äußerung
gedachtabernichtgesagt… *flöt* sondern freundlich gegrinst und alles, außer Migrationskarte und Registrierungen, was ich an Papieren hatte, rausgegeben.
Oh very good, Sir- you speak english?
Yes of course!
OK – what was my mistake?
Wait- 5 Minutes.
Nach 5 Minutes kam er dann back und zeigte mir ein – russisches Icoonsymbolbüchlein mit Verkehrszeichen.
Aha -and now?
Look- my Friend (I AM NOT YOUR FRIEND habe ich wieder mutig gedacht)!
sagte er, zeigte auf das Überholverbotsschild und kritzelte 300$ darunter.
-OK?
What – OK?
300$.
Nachdem ich den Vorwurf, den ich nicht begangen hatte,  bestritten hatte, habe ich  dann sofort in den abgesicherten Modus umgeschaltet, mein Vorzeigeportemonnaie rausgeholt und ihm deutlich gemacht, dass ich nur 10 Dollar, 250 Rubel an Bargeld und eine Kreditkarte habe, mit der ich eine Strafe bezahlen kann.
OK- wait here. (Diesmal aber länger…) Man kontrollierte dann weitere Autofahrer, ohne sich weiter um mich zu kümmern.
Nach 10 Minuten habe ich dann meine Jacke ausgezogen, ostentativ mein Werkzeug rausgeholt und mit einer Pseudeoinspektion der Q begonnen. Nach weiteren 15 Minuten rief mich der im Wagen sitzende- ich vermute mal Streifenführer- mit einem: Come here to me! zu sich. Come in my car- sit next to me.
Bohh- der Kuhcommander im Russenbullenschiff!
Oh! Sir- you tape the Traffic- konnte ich zu ihm sagen, als ich seine Videoliveschaltung der Strecke sah.
Yes, that´s my television…
OK – so you can show me, „MY movie“?
darauf ging er aber nicht ein, sondern wollte einfach einiges wissen. Wo ich herkomme usw. und nachdem er einige Fragen über meinen Weg beantwortet bekam, konnte ich dann ohne „Maut“ weiter.
Nicht schlecht – von 300 auf 0 in 5 Minuten…

Weiter gings auf die Bahn.
Bei einer Bananenesspause fährt ein ziemlich wackelig aussehnder, mit Steinen beladener Laster an mir vorbei, hinter dem ich zuvor, wegen eines blöden, gefühlten 5 Kilometer langen Überholverbots, bestimmt 10 Minuten gehangen hatte. Als ich Banane fertig hatte, steige ich wieder auf und 5 Minuten später dann:

Abteilung: Schwein gehabt…

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Im, nebenbei bemerkt, sehr sauberen und super geführten Hostel Afrika in Ufa angekommen, wurde mir von Timur, einem der Chefs, angeboten, die Q über Nacht IN den Eingangsbereich des Hostels zu stellen.

Da ich aber schon ein Zimmer mit Q-Blick hatte

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und außerdem die Rezeption die ganze Nacht bewacht ist – blieb das Moped natürlich draussen.
Timur fragte mich dann noch, ob ich Lust habe, mit ihm und seinem Kumpel was essen und trinken zu gehen- die Stadt könne er mir auch noch zeigen, wenn ich möchte…

Wir waren dann in einem netten Laden, in dem es lecker Essen und Weizenbier gab und auf dem Rückweg hab ich dann noch die Stadtführung bekommen.

DER Ufa Palast ;-)

DER Ufa Palast 😉

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Chupa-Chups Denkmal (wird hier echt so genannt!)

Ufa, eine Millionenstadt mit Mixbevölkerung – Russen, Tartaren, Baschkiren und noch ein paar andere Völkchen ist eine der großen Erdölraffinerie Städte und sehr clean.

Ja- die Nacht war echt kurz *gähn* und am Morgen gings dann weiter nach Chelyabinsk. Die Fahrt war OK und führte mich durch sehr abwechslungsreiche Landschaften. Manchmal habe ich gedacht, ich sei im Schwarzwald. Birkenwälder wechselten sich mit Kiefern und Mischwald ab zwischendrin stehen all überall munter Baufahrzeuge rum und verpesten die Luft.
Die Ausläufer des Urals waren unspektakulär und ich bin mir nicht mal sicher, ob ich jetzt schon in Asien bin oder nicht ?
Geografische Grenze Europas ist ja das Uralgebirge und der gleichnamige Fluss- demnach also schon.

Naja- jedenfalls bin ich mir sicher, dass ich hier in einer absoluten Drecksgegend abgestigen bin- das Hostel liegt am Ende einer Straße, in die man normalerweise nicht rein fahren würde… Ehrlich- brennende Benzinfässer und jede Menge dunkler Gestalten, um mich rum nur Baracken.

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Das Fenster zum Hof 🙁

Letztlich ist es der bewachte Parkplatz, der mich veranlasst, nicht noch einmal Booking.com zu bemühen. Das Zimmer ist OK, für den Preis und ich bin eh nur ein paar Stunden hier.
In Russland ist es übrigens vorgeschrieben, dass dem Gast das Zimmer bei der 1. Übernachtung für ganze 24 Stunden zur Verfügung steht- also nix mit am nächsten Morgen um 10 raus, wenn man spät erst angekommen ist, darf man auch bis spät bleiben. Gar nicht schlecht, die Regelung.

Morgen steht ein 918 km Ritt nach Omsk an, wo ich mir mal ein schönes Hotel mit Sauna und Dampfbad gönne und dann für 2 Tage bleiben werde.

Bis die Tage!