Hatte ich mich auf der Fahrt nach Novosibirsk irgendwie über den Regen lustig gemacht? Endlich Regen… Gott – es tut mir Leid…

Das Hostel in Novosibirsk war wirklich nett und nach einer abermals recht kurzen Nacht habe ich mich dann morgens wieder auf die Piste nach Krasnoyarsk gemacht.
Bei der Ausfahrt an einer Ampel habe gedacht, das Thermometer an dem großen Gebäude vor mir spinnt-  + 3,5 °C! wechseln sich blinkend mit dem richtigen Datum in schönem Rot ab…

Und richtig! Der Q-Messfühler sagt klar: 4 Grad … siehste- ist gar nicht so kalt…  🙁
Urlaub ich habe doch… Sonne scheinen und warm sein es muss! – denke ich noch und schalte die Griffheizung ein.
Der Länge der Strecke geschuldet, konnte ich mir viel zu wenig Zeit nehmen, um Nataschas Heimatstadt ein wenig besser kennenzulernen und so nehme ich lediglich ein paar Eindrücke für meine Festplatte im Kopf mit.
Wohlweisslich habe ich mich schon vor Abfahrt für das „Rain&Freeze Paket“ entschieden und konnte so 4° und ersten fallenden Tropfen noch gelassen entgegen sehen.
Zu diesen gesellten sich dann aber doch einige weitere, sodass ich vor Nässe und ehrlich gesagt auch ein wenig vor Angstschweiss tropfend, auf insgesamt 6 1/2 Stunden Regenfahrt incl. einem Gewitter, das sich gewaschen hat, in den „Bergen“ zwischen Kemerovo und Mariinsk zurückblicken kann.

Die Strecke an sich war klasse – nahezu schlaglochfrei aber das Gewitter war eine echte Angstnummer.
Ich bin bislang noch niemals zwischen zuckenden Blitzen „durchgefahren“ und in der ersten Reihe gesessen, wenn es einschlägt.
Da Mopedfahrer auch gerne mal in der Urform „geblitzdingst“ werden lautete das Motto – Augen auf und durch- wobei mir die Super Piste grad´ recht kam, um der Q die Sporen zu geben und das zu fahren, was ging.

Irgendwann war ich dem Blitzlichtgewitter entkommen und konnte meinen Fokus endlich wieder auf das Gefühl, langsam in die Kombi eindringenden Wassers richten.
Ha! Sind doch nur noch 350 km -mir doch egal!
Hauptsache warme Hände… *so´nscheisshiergrummelgrummelgrummel*

Zu allem Überfluss zeigte der Blick auf Else oben rechts, dass die grauen Herren von der Zeitsparkasse mir wieder eine Stunde geklaut haben…
Annemie- ischkannemie!
+6 ist die Zahl des Tages.

Aber kurz vor Krasnoyarsk wurde offenbar das Wasser rationiert und, beinahe wieder trocken, sahen wir beide aus, als hätte der liebe Gott mal kurz in die Kakaodose genießt…
Zwischen meinen Zähnen knirscht, was auch immer, und  wenn ich mir über die Lippen lecke schmeckt es nach Benzin.

Die Frau im Hotel nahm das aber sportlich und ich konnte problemlos, eine Spur kleiner brauner Drecktröpchen ziehend, mein Zimmer beziehen, welches ich im Hinblick auf das am Montag anstehende Date mit BMW direkt für 2 Nächte buchte.
Nach der ganzen Sitzorgie noch 1 1/2 Stündchen die Beine vertreten

und dann:
„Die Band von Nebenan“- 3. Versuch – 2x hab ich s nicht mal bis zur Hälfte geschafft- aber heute!
Auch wieder nicht…
Als ich irgendwann wach werde, ist der Mediaplayer schwarz und ich hab´ Trockenstarre im Genick. Ich bekomme den Kopf nicht mehr gerade, weil ich aufgestützt auf meine Hand, eingeschlafen bin.
Ich stelle noch kurz fest, dass mein Ohr höllisch weh tut und merke, als ich mich aufrichte, warum:
Der Kopfhörer war noch drin und wird nun mit einem Ruck endlich aus der Muschel befreit.
Der Rest der Nacht war gut.
Da ich aus Versehen das Hotel in knapp 10 Minuten Entfernung zur Werkstatt gebucht hatte, konnte ich bis 9 schlafen und fahre mit einem mulmigen Gefühl gegen halb 10 rüber zu BMW.
– könnte das Ganze je nach Diagnose doch eine (evtl. teure) Verzögerung oder gar das Ende der Tour bedeuten… (Bitte  nicht, lieber Gott!)
Ich fahre auf den Hof und gehe zur Serviceannahme. Der nette Mensch ruft auf meine Frage, ob er englisch spreche, seine ebenso nette, wie sehr aufmerksame Kollegin.
„Welcome to BMW Krasnoyarsk. How can we help you“?
Fordert sie mich auf, mein Problem zu schildern und dolmetscht dem Serviceannehmer die Palette meiner Sorgen.
HAG prüfen, -OK –
neue Reifen aufziehen, -OK-
Sychronisieren und Diagnose, -OK-
ich spreche noch kurz mein „Kofferproblem“ an – falls sie eine Kralle da haben- man schaut mal.
Nach dem ersten Kaffee, stilecht in einer Touratech Tasse! serviert, schaue ich mich etwas im Laden um, schlendere an den im Showroom ausgestellten Bikes, eine K1600 GT und eine 1200er RT vorbei, als mein Blick ungläubig an den Preisschildern hängen bleibt… – hoppla – im Vergleich zu uns doch sehr heftige Preise, die mich, nun etwas unruhiger, wieder zu meiner Betreuerin zurückschlendern und mal die Kurse für eine Stunde Arbeitslohn zum Vergleich mit D, abfragen lassen.
Puhh- Sorge unbegründet- alles im Rahmen.

Nach knapp 4 Stunden Vollbetreuung und noch einer Empfehlung, wo ich denn im Ort Zigarren her bekomme, erhalte ich die Q zurück.
Alle Arbeiten erledigt, leider habe man  keine Kofferkralle als Ersatz da und die erlösende Nachricht: – Gottseidank! Es gibt kein Problem mit dem HAG.

Der leichte Ölverlust aus dem Antrieb sei bei hohen Belastungen bei meinem Modell unbedenklich.
An der 1200er RT im Showroom bekomme ich gezeigt, habe BMW aus diesem Grund eine HAG Entlüftung eingebaut, die diesen Ölaustritt verhindert.
Waschen fönen, legen- kommt zum Abschluss noch dazu

und ich trabe mit einem blitzeblanken Moped, auf neuen Hufen sorgenfrei ´gen Hotel.

Klaro – mit so ´nem blanken Moped, habe ich dann auch gleich nen neuen Bikerkumpel gefunden-

Vertrauen ist gut…
Denke ich mir, und schließe noch mal mein eigenes Dieganosetool an.

Ha! Heute ein König!

und mit „No fault codes found.“ Navigiere ich in bester „Feierabendlaune“ zum Zigarrenladen.
Die gekoppelte Vino-Spirito-Puritothek ist eine super Empfehlung- begehbarer Humidor, völlig ausreichende, solide Auswahl, an was ich gesehen hab –  Kuba, Brasil, Honduras, Nicaragua, nicht übetrieben-  zu wirklich normalen Preisen.

Also- Freunde handgerollter Tabakblätter:
Wer in Krasnoyarsk -nicht nur auf den erfolgreichen Plutoniumkauf- 😉 mal dicken Smoke rausblasen möchte:

Dies ist der Laden dafür:
„Negotiant“
Ulitsa Parizhskoy Kommuny, Haus 2a.
Негоциант, Ул. Парижской комунны дом 2а.

Morgen werde ich dann, in Irkutsk angekommen, mir bei einem guten Vodka, mal wieder eine schmoken.
Freude schöner Götterstumpen – Irkutsk – i´m coming 😉

Man sieht sich!