Und erstens kommt es anders…

Vor mir im Bett habe ich den Laptop und starre auf das kleine, fuchsiafarbene Quadrat im Hafen von Aktau.
SHADAG [AZ] 0 knots / 354° steht da.
Immer noch….
Doch noch nicht los gefahren.
Ich blättere mich durch die Seiten des AA für Aserbaidschan – checke schon mal die Möglichkeiten, mein Transitvisum zu verlängern.
Ha, gerade wurde der Status des Schiffs auf der Hompage des Hafens Aktau auf Abfahrt geändert…
Ich  bin mitten in der Nacht in Baku angekommen und liege leicht unausgeschlafen in meinem Hotel.
Abteilung: www.watdieweltnichbraucht.de
Das ganze hat sich gestern relativ spontan ergaben.
Nachdem klar war, dass die Fähre aus Baku immer noch nicht losgefahren ist und weiterhin niemand sagen kann, wann sie nun kommt, musste ich mir langsam andere Gedanken machen, wie es weiter gehen soll.
Insgesamt warten 38!! türkische und georgische LKW auf The Boat to Baku. Mein Kasachstan Visum läuft am 2.7., mein Aserbaidschan Visum am 1.7. ab.
Im Internet habe ich gesehen, dass Leute mit einem VW T4 und der Eisenbahnfähre nach Baku rüber sind.
Ich lade mir eine App runter, mit der ich den aktuellen Schiffsverkehr life verfolgen kann und sehe, dass am Montag die Eisenbahnfähre Zerife Alyieva ankommt.
Also stehe ich wieder um kurz vor 9 am Schalter der Fährabfertigung.
Ich frage, wie es mit der Fähre und mir aussieht – und weise auf meine Visa – Problematik hin. Hin und her, ich soll mit der Chefin sprechen, die aber nur sofort abwinkt.
Not possible -Punkt-

So leicht werdet ihr mich nicht los…

Ich gehe nochmal zur Chefin und bitte sie mit Dackelblick und sehr sehr höflich und – sie führt ein paar Telefonate. Wenigstens etwas.
Das Ergebnis bleibt allerdings das selbe –  es ist definitiv nichts zu machen…
Der Grund: die Eisenbahnfähren haben auf der Rückfahrt von Aktau nach Baku Tankwagen mit Öl geladen. Und die Sicherheitsvorkehrungen lassen auf diesen Schiffen keine Passagiere zu.
Ohne Ausnahme.
Als sie angelegt hat und so nach und nach ihre „Fracht ausspuckt“, kommt ein etwas verstrahlt wirkender, netter älterer GS Fahrer in den Warteraum und wedelt mit seinem Bill of Lading. Er will sein Moped runter haben. Wir unterhalten uns kurz und er sagt, er sei in Baku auf die Fähre, ohne Probleme, aber er habe 5 Stunden! auf die Abfertigung gewartet.
Ich sage ihm, dass ich seit 6 Tagen hier warte, aber er ist zu sehr in seiner Welt, um mir folgen zu wollen. Ich solle mir keine Sorgen machen- Zeit genug! Die kommen, die Fähren und ich könnte ja mit einer anderen Zug Fähre fahren. Die Öl Problematik versuche ich ihm noch zu erklären, aber irgendwie kommt es nicht an. Letztlich tausche ich ihm seine Manat in US Dollar und wir wünschen uns einen guten Weg. Er will nach Russland weiter. Good Luck!

Ich überleg´, was ich noch machen kann und frag schließlich – wie es denn mit einem Transport des Motorrads alleine auf der Fähre aussieht?
Man telefoniert wieder offenbar auch mit Baku und sagt – möglicherweise kommt in 2 Tagen eine Fähre.

Die Fährgesellschaft , die KEINE Fähren nach Aktau schick!

Die Fährgesellschaft , die KEINE Fähren nach Aktau schickt.

Ich könne aber auch nach Baku fliegen. (Aha…) Heute Nachmittag komme die Shadag – eine Eisenbahnfähre rein. Ich könne das Motorrad dadrauf packen.
Das ist doch mal eine Aussage!!!
Ich solle mich dann aber jetzt entscheiden.
Ich frage schnell nach einem Ticketbüro für Flüge von Aktau nach Baku- ein kurzer Anruf vorab – ja- es geht morgen um 1:30 Uhr Nightflight to Baku … dass ich das noch erleben darf 😉

Hmm… Ich frage nochmals, wie „definitiv“ denn sei, dass in den nächsten 2 Tagen eine Fähre komme und der Mensch von der Fährhandling verdreht nur die Augen. God knows…

Also: Keine Frage – setz für mich die Q auf die Fähre – ich besorge mir einen Flug.
OK.
Ab zum Reisebüro – Flüge gibt es – 120€ Ich buche einen für morgen Nacht.
Zurück zum Hafen – Papierkram klar machen – Bill of Lading wird ausgedruckt – Ich halte endlich ein Papier in den Händen! Jetzt brauche ich nur noch die Stempel von Polizei, Zoll und Feuerwehr. Ach nee- vorher zahlen – knapp 22€ Gebühr…
Innerhalb von 1 1/2 Stunden habe ich die zusammen natürlich habe ich Papiere vergessen – die Zolldekalration, wollense haben… Ja Leute- welche Zolldeklaration denn – ich habe beim kasachischen Zoll keine ausgefüllt- die haben mich so abgefertigt… RUS klar, zwei nee drei mal sogar- aber KZ? njet. Ohhhh – then you have Problem – big Problem… also  fahre ich zurück ins Hotel. Unterwegs fällt mir ein, ob die vllt. die RUS Deklaration meinen- weil RUS und KZ ja eine Zollunion haben— hmmm…. das käme hin- dann bräucht ich nur die letzte russiche… Ich nehme die mit und- tatsächlich- sie sind zufrieden!
Das Schiff soll um 16 Uhr anlegen.
Alles gepackt, die Q seefertig gemacht und wieder ab. Warten.
Irgendwann kommt das Schiff -es ist die Shadag und nachdem noch ein Stempel auf den Papieren ist, darf die Q endlich an Bord.

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Die Ro-Ro Fähre ist riesig und noch am abladen, als ich schon drauf darf.  – ich zurre das Moped, observiert von Polizei und einem Lader, zwischen riesigen Eienbahnwaggons am Rand fest.
Etwas verloren sieht sie ja schon aus, aber ich bin heilfroh, dass die Ungewissheit endlich ein Ende hat.
Der Kapitän kommt und möchte gerne meine Geschichte bis hier wissen, die ich ihm erzähle. Anschließend gebe ich ihm den Schlüssel und überlasse die Seekuh nun ihrem Schicksal. Wird schon schief gehen! Tschüss bis bald!!! – Ein bisschen tut´s schon weh – aber nu – nützt ja nix…

 

Der Tag ist schnell um, zack stehe ich am Flughafen, und kann im Duty Free sogar noch einen Schnapper machen. Knapp 50 Minuten später habe ich aserbaidschanischen Boden unter den Füßen.IMG_5905
Ich falle auf den ersten Taxifahrer rein, der mehr Geld für die Fahrt, als mein Hotel kostet haben will, was mir aber erst aufffällt, als ich auf dem Weg zum Taxi bin. 50 Manat- knapp 47 €… Nach einiger Diskussion – die Polizei kam zwischendurch auch und fragte mich, was ich denn zahlen möchte, sind wir bei 20 Manat. Ich bin mir sicher, immer noch über den Tisch gezogen worden zu sein, willige aber ein, denn mittlerweile ist es 2:45 Uhr und ich will in mein Hotel.

Endlich dort angekommen, checke ich noch kurz den Status der Fähre… noch nicht los gefahren… Oh Mann, na ja- sie hat ja noch Zeit… ich schlafe wie ein Stein und werde erst um 12 Uhr wach. Die Ansage, die Fähre kommt um 19:00 Uhr in Baku an kannste also schon mal knicken – 19 Uhr wird auf keinen Fall was, bei 22 Stunden Überfahrt… – also Zeit genug. Ich mache mich auf zum Hafen um den Zollkram zu erledigen.
Der Zoll sagt mir, dass sie morgen um 12 erwartet wird, ich soll dann da sein, um den Papierkram zu erledigen. Also – Sightseeing in Baku.
Es tut gut, sich mal wieder wie in Europa zu fühlen und KFC und MCD sind hintereinander dran BK gibt es leider nicht- und so nehme ich mit einem BigMac vorlieb.

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Am nächsten Morgen stehe ich um Punkt 11:00 Uhr beim Zoll auf der Matte –  Die Q bekommt allerdings nur 3 Tage Transit – ich habe 5 im Visum – verstehe das wer will. Mir wird nochmals sehr deutlich gesagt, dass das Motorrad auf jeden Fall innerhalb der 3 Tage aus dem Land sein muss- sonst Big Problem. Warum ich 5 im Visum habe und wie das dann gehen soll, wenn ich die ausschöpfen möchte, kann mir niemand sagen.

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Egal – die paar hundert Kilometer bis zur Grenze sind schnell gefahren.
Wenn sie erst mal da ist…
Um das ganze abzukürzen – ich konnte die Q natürlich nicht um 12:00 Uhr von der Fähre holen, letztendlich habe ich fast 12 Stunden in diesem versifften Hafen zugebracht, bin immer wieder zu einer Kneipe mit W-LAN, um dort kurz den Status der Fähre zu checken die Stundelang nicht anlegen konnte, weil beide Eisenbahnanleger besetzt waren und diese Sch… Pötte einfach nicht ablegen wollten. Um 20:00 Uhr war es dann so weit, endlich fuhr ein Schiff weg. Bis dann alles geregelt war, und die Shadag angelegt hatte, war es schließlich 23:30 Uhr.
Ein „sehr seriös“ wirkender Ticketverkäufer kam zwischendurch zu mir und meinte, mir noch 90 Dollar abnehmen zu müssen, Ticketpreis für die Kuh. Das was ich in Aktau gezahlt hatte, war nur die Hafengebühr. OK. Dann kam ein weiterer, ebenso seriös wirkender Herr zu mir und meinte, ich müsse 10 Dollar bezahlen, damit ich aus dem Hafen fahren darf. Mit Hilfe des Zolls konnte der Typ dann überzeugt werden, dass ich lediglich 5 Dollar zu zahlen hatte – MIT Quittung smilie_frech_011.gif – er war ganz offensichtlich NOT Amused- ich dafür aber um so mehr…

…nicht mit dem Commander 😉

Zum Hotel – Klamotten packen- ab ins Bett und am nächsten Morgen auf nach Georgien. Aber vor Georgien hatte der liebe Gott dann doch noch ein Schmankerl parat…

Etwa 70 km vor der Grenze gelangte ich an eine gesperrte Straße, bewacht von einer  Polizeistreife. Ich hielt kurz an um die unübersichtliche Umleitung zu checken und wurde von dem Polizisten aufgefordert, geradeaus weiter zu fahren. Ich wies auf das Verbot der Durchfahrt Schild hin er schüttelte jedoch nur mit dem Kopf und wies mir deutlich den Weg auf die neue geteerte Straße. OK- das Stück war etwa 20 km lang und es kamen mir einige Fahrzeuge entgegen, auf meiner Seite fuhr jedoch merkwürdigerweise niemand.
Am Ende der Straße war ein Erdhaufen aufgeschüttet, an dem ich jedoch rechts vorbei fahren konnte.
Und etwa 200 Meter hinter dem Erdhaufen war ? -RICHTIIIIIICH – eine Polizeistation, vor der ein Polizist auf der Straße stand und mich natürlich rauswinkte.
Hello Mister – Documents! – die ich ihm gab.
Er ging in die Polizeistation und kam ohne meine Papiere zurück. Er machte deutlich, dass ich über eine gesperrte Straße gefahren sei und nun in die Wache gehen soll, wo ein Protokoll aufgenommen werde.
Aha- so läuft der Hase also.
In der Wache wurde ich in einen Raum gebracht, in dem 2 uniformierte und ein ziviler Polizist saßen. Ich fragte, was ich denn falsch gemacht hätte und sie lachten alle drei. Einer malte mir ein Verbot der Durchfahrt Schild auf und sagte closed road. Darunter malte er – die mittlerweile schon obligatorischen 300- diesmal jedoch Manat – immerhin noch 290 €. Ich sagte, dass ich von seinem Kollegen über die Straße geschickt worden sei, was energischst und lautstark bestritten wurde und es begann für eine dreiviertel Stunde ein hin und her. Ich solle zum Geldautomaten fahren und das Geld holen.
Letztlich zog dann die Karte, dass ich sofort mein Konnsulat anrufen möchte und nach einer ich nenne es mal Schamfrist von weiteren 10 Minuten, gaben sie mir meine Papiere zurück und ließen mich fahren – ohne etwas bezahlen zu müssen.
Unglaublich!!!

Georgien empfing mich dafür um so herzlicher. An der Grenze „a warm welcome“ sehr nett und zuvorkommend. In der Nähe von Tiflis an einer Rennstrecke nahm ich mir ein Hotel und reiste am nächsten Morgen in die Türkei ein.
Landschaftlich waren sowohl Aserbaidschan als auch Georgien reizvoll.
Aber der verwöhnte Blick wollte der Landschaft einfach nicht mehr soooooo folgen 😉

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An der Grenze traf ich noch Riku- 60 Jahre alt, der mit seiner Honda (Mit 7 Liter Tank!!!!) von Japan nach Norwegen fährt- ich habe ihn gefragt, wie er es mit dem 7 Liter Tank und DER Sitzbank  durch die Mongolei geschafft hat – er lachte nur und zeigte, dass er, neben seinem 5er Kanister, Benzin in zig Plastikpullen mitgeschleppt hat und hielt sich seinen Allerwertesten lachend fest – Chapeau !

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Und nun – endlich Türkische Schwarzmeerküste, wo ich die nächsten Tage an verschiedenen Stellen verbringen werde.

Im Moment sitze ich in Ünye und habe W-LAN in einem Café. Mein Zelt steht 50 Meter vom Wasser weg – echt ätzend 😉
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Und dann ist ja auch schon Istanbul Time!!!

Bis bald!