Miles and More – Altai und Kaspisches Meer: von der russischen Schweiz zu Kasachstan´s Road(s) of Bones…

Jetzt sitz ich hier – bin etabliert – und schreib´ auf teurem Papier -hehe…

Gut geht es mir  wieder, in meiner schnieken Herberge in Aktau / West Kasachstan, am Kaspischen Meer!
Auf meine Fähre, die hoffentlich am Sonntag geht wartend, regeneriere ich mich ein wenig und versorge meine treue Q.

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Beide haben wir ein paar Federn gelassen beim Trip durch´s wilde Kasachstan, sind umgefallen und wieder aufgestanden und genießen ein paar Tage relaxen, Strand und uns Sonne auf den Pelz scheinen lassen.

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Es ist purer Luxus, mal die Wäsche gemacht zu bekommen! –  nicht mehr nach einer Créacion avec Kräuter der Bronx, Knoblauch und Motoröl zu riechen.

WER jammert hier ????!!!!!! (…ich? ichdochnicht…. !)  😉

Pain is good

 

 

Den guten britischen Paul, der ja eigentlich die Strecke bis zur mongo-russischen Grenze mit mir zusammen fahren wollte, bekam ich leider nicht mehr zu Gesicht und so setzte ich den Trip alleine weiter fort.
Es geht Richtung Russland – die zweite Einreise auf´m Visum verpulvern.
Die ersten 40 Kilometer sind entspannter Asphalt und rollen ratzfatz unterm Gummi durch.
Was dann kommt, hatte ich SO eigentlich nicht mehr erwartet.
Die Ansage war – die Straße zur russischen Grenze ist easy-
Die Mongolen haben sie entweder sehr gut versteckt oder ich hatte eine riesige Abweichung im Navi… keine Ahnung, aber es war bemerkenswert.

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Das Video ist leider zu groß für den Upload hier und so versuche ich es gerade zu hosten, Ich hoffe, der Link klappt:

http://videobam.com/SVGJq

Matschig und zufrieden, erreichen wir dann gegen Mittag die russisch-mongolische Grenze.

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Unterwegs stoße ich neben jeder Menge Wildpferdherden noch auf 10 oder 15 russische Landy Kutscher, die mit ihren wie gerade dem Burago Katalog entsprungenenen blitzeblanken „Toys for Boys“, aussehenden NCC-1701 Starships,  unterwegs zur einer Rallye durch die Mongolei sind.

Die Grenzabfertigung –  wieder „Business as usual“ und langsam merke ich, dass ich schon unverschämt werde, wenn ich nach den bisherigen Erfahrungen als Border – Liner einmal nicht an der Schlange vorbei fahren und in den Genuss der „VIP“ – Abfertigung komme 😉

Offenbar von allen potentiell der russischen Volksgesundheit abträglichen Mongo-Erregern befreit, setzte ich, gebührenpflichtig zwangsdesinfiziert,  meinen Weg auf

– ja: g-e-t-e-e-r-t-e-n! Straßen nach Barnault fort.

Ob welch´ kleiner Ding´ der Mensch sich manchmal noch erfreuen mag… 😉

Barnault hört sich zwar eher an, wie ein französischer Badeort, liegt aber trotzdem etwa 400 km vor der kasachischen Grenze in Russland.
Dazwischen: knapp 600 km „All you can Altai !!!“
Wow! – was für ein Gebirge, was für eine beeindruckende Landschaft!
Böse Zungen nennen es „Russland in schön“ – ich würde es lieber als die russische Schweiz bezeichnen.
Ein absolutes Schmankerl, das bei mir mit den Dolomiten als bisher schönste Mopedreiseziele auf der internen Festplatte bleibt.
Anfangs ging es schon ziemlich hoch auf bis über 2600 Meter und ich hatte Sorge, dass sich der Regen in Schnee wandelt. Aber die schneebedeckten Berggipfel behielten ihren Zuckerguss schön auf ihrer Höhe und  bei nahezu konstant 4,5 Grad ging es, bis das Thermometer 17 Grad anzeigte,  wieder in tiefere Gefilde, die nicht weniger eindrucksvoll – dafür aber regenfrei waren.

Daaaa hat sich der große Modellbauer aber mal richtig was einfallen lassen und an nix gespart!

Wie aus irgendwelchen Kitschbildern entsprungene Landschaften, in denen man auf das sicherlich hinter der nächsten Kurve über die Straße springende Einhorn wartet,  wechseln sich ab mit Beutelsend im Auenland und zerklüfteten Felsen von Mordor.
Böse dreinblickende, faltige Berghänge warnen mich, doch lieber die Straße  im Auge zu behalten, als hinter dem nächsten Turn geradeaus den Freefall auszuprobieren.

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Ein paar Stunden – und der schöne Spuk ist vorbei.
Bis Barnault geht es eben weiter über Felder Wiesen und Auen.

Über eine Strecke auf der ich mich plötzlich in mein meinen lieblings Ego Shooter Half Life 2 versetzt fühle, gelange ich an eine gesperrte, von einem Polizeiposten bewachte Straße, die offenbar zu einer schemenhaft erkennbaren Art (Eisenbahn) Brücke zu führen scheint.

Auf dem Weg zum Posten sehe ich hinter den Danger Schildern ein paar japanische Milchreisbecher mit ihren kleinen Hungern, die zusammen Wheely´s und andere Stunts zu üben scheinen.
Ich gehe zu dem Posten und „sage“ ihm, dass ich hier durch möchte- da Else mir keine andere Wahl gelassen hat. Nach woher – wohin – und ohh – Monglia und Germania und kurzem Telefonat habe ich freie Fahrt, die mich nach 2-3 km über die immer noch 1:1 dem Computerspiel entnommene, einsturzgefährdete Kombination aus Eisenbahn und Autoverkehrsbrücke endlich zum Ausgang des Endzeit Levels führt.
Ich passiere nochmals einen Polizeiposten und bin wieder auf sicherem Boden.

Fazit:
Alle Lebenspunkte behalten, aber kein Item gefunden 😉

Nachdem ich mein Quartier bezogen habe,in dem ich für 2 Nächte bleibe, darf ich die Q in die abgeschlossene Garage stellen- morgen sind endlich die Ventile dran. Klar darf ich die da machen!
Wie ich zwar beim Anblick der Türen vermutete, jedoch am nächsten Morgen erst realisiere, ist das Hotel nagelneu und ein Mix aus Luxus-Festung und Adlerhorst für irgendwelche russischen Spezialkräfte, die sich in Ulm, um Ulm, und um Ulm herum tummeln.
Wieder einmal ist die Kuhmarke am Ohr der Q der Icebreaker und beim „Düsseldorfer Exil – BMW Service“ trudeln nach und nach immer mehr Camouflage-uniformierte Kleiderschränke auf, die sich für die beiden schmutzigen Typen interessieren. Ständig kommen und fahren  gepanzerte und nicht gepanzerte Fahrzeuge hin und her, Stimmen krächtzen aus Funkgeräten und es herrscht unhektische Betriebsamkeit.
Ich erzähle Paul, dem Besitzer des Hotels, von meiner Sorge um die Aktau- Fähre und zeige ihm meine gesammelten Infos, die sich jedoch allesamt auf die Verbindung Baku-Aktau und nicht Aktau-Baku beziehen. Und über die erstere wird ZWAR, dafür aber wenig gutes berichtet.
Von zu zahlenden Bestechungsgeldern an jede Menge Hafenleute bis hin zu Horrorstorys über den nicht vorhandenen Fahrplan alles dabei.
Nach 3 Telefonaten habe ich die Koordinaten des Hafens Aktau, wo ich die Q und mich zuerst für die Fähre registrieren lassen muss und danach die Adresse des Büros für das Fährticket.
Das ganze Leben ist ein Quitz!
Und wieder mal wochenlange Hinterkopfschmerzen und Backgroundgrummeln im Bauch für Nüsse…

Gleichwohl voller Energie wie Zuversicht, fahre ich am nächsten Morgen mit frischen, den BMW Vorgaben entsprechend spielenden Ventilen nach Südwesten.
Es geht nach Kasachstan – die Hauptstadt Astana steht auf dem Plan.
Die Grenze ist nach ein paar Stündchen erreicht und auch hier wieder überwindet das ehrliche Interesse an Motorrad Route und Fahrer die Zugkraft des Amtsschimmels. Fotos werden gemacht, mal draufsitzen und der Typ der mir die kasachische Versicherung für 10 Tage verkauft will mir die 11 Dollar am Ende wieder im Tausch gegen einer meiner (alten-was er aber nicht wissen kann) Ersatzreifen zurück geben.
Nee nee – lass mal.

Unterwegs kriege ich einen Vorgeschmack auf die kasachische Steppe. Exakt hintereinander angeordnete Strommasten, die aussehen, als würden sie auf Zehenspitzen stehen, verlieren sich, kleiner und kleiner werdend am Horizont  in einem letztlich kleinen, schwarzen Punkt, bei dem ich mir jedoch sicher bin, würde ich ihn erreichen, es dahinter genauso weiter geht.

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Das anfänglich in Sibirien beschriebene Käseglockengefühl stellt sich wieder ein und die leichte Beklemmung weicht einer stärkeren, als vor mir plötzlich ein Trauerzug meinen Weg kreuzt und mich an der Weiterfahrt hindert. Der Verstorbene liegt, offen aufgebahrt, in einem von einem Pferd gezogenen Karren und lässt sich, obwohl es so aussieht, doch selbst durch die starken Bodenwellen auf dem Weg zum Friedhof nicht wachrütteln.
Ich habe in einiger Entfernung vorher angehalten, stelle den Motor ab und bekreuzige mich, als ich sehe, dass der ganze Trauerzug zu mir schaut und sich gestikulierend und gegenseitig auf mich aufmerksam machend, weiter Richtung Friedhof bewegt.

Bitte, ihr Menschen – Leute – der Hauptdarsteller liegt doch vorne auf der Karre.
Meine Güte – ich bin weit weg von Deutschland – wo ich mir denke, das so was so nicht passieren würde -oder?
Ich warte, bis auch der letzte Trauergast weit genug von der Straße entfernt ist und starte die Q um meinen Weg fortzusetzen und sehe, dass sich immer noch Leute aus dem Trauerzug nach mir umdrehen und mir nachsehen.
Mir will den ganzen Weg der hin und her geschüttete Tote auf dem Karren nicht mehr aus dem Kopf gehen und ich bin froh, als ich am Abend Astana und meine Herberge erreiche.

Ich habe ein hervorragendes Abendmahl und werde von einem Moutainbike Club eingeladen – Alexander hat Geburtstag und kommt zu mir, um mich zu ihnen rüber zu holen. Eine Flasche Vodka später verstehen wir uns auch ohne Sprache und ich wanke, im Wissen Deutschlands Fahne hochgehalten zu haben, aufrecht zu meinem Bettchen. 😉
Ich wache gegen halb 11 auf und beschließe, mich auf den Weg nach Kostanay zu machen. Knapp 700 km sind auch bei Abfahrt kurz vor Mittag machbar- außerdem ist es für einen guten Zweck: je eher ich in Aktau bin, desto mehr  Zeit habe ich Fähr-play zu spielen.

Also – ab gehts.

Mich noch über die relativ hohe Rechnung des leckeren Abendessens wundernd, realisiere ich  beim Nachdenken, dass ich gestern Abend angekündigt hatte, evtl. 2 Nächte zu bleiben und vermute nun, dass mir die zweite Nacht schon berechnet wurde…
Hin und her überlegend, ärgere ich mich über meinen in „Billigländern“ ab und an vorkommenden, >>unkritschen<< Umgang mit Zahlungsmitteln.
Letztlich kaufe ich mir mein gutes Gewissen mit dem Gedanken zurück, dass das Essen und die 3 Bier dann halt umgerechnet 40€ gekostet haben…
Also etwas günstiger als Köln – und da gibt es ja noch nicht mal Bier. 😀

Kostanay – Aqtöbe oder auch Aktöbe sind zu schaffen…
Richtig üble Straßen lassen mich jedoch  sehr langsam vorankommen und auf einem etwa 15 km Schotterkraterunglaublich-Stück sehe ich im Staub der mich passierenden LKW mehrere Einzellichter. Mopedfahrer?
Mopedfahrer!!!
Die Lichter kommen näher und näher und halten schließlich neben mir mit den Worten: Hej – ok van Nederland!! Hooor? an…
Mit einem: Ik snap wel wat jij zegt, maar ik ben uit Duitsland ! konternd sehe ich, wie 4 GSen nach und nach am Schotterbettrand anhalten.
Die Stimmung ist von Anfang an jut! Wie es sich gehört, holen sie erstmal den Shag raus und drehen sich eine. (Daaaaa könnt ich wieder schwach werden…)
Ja,  5 Wochen Zeit  haben die und sind schon knapp 3 unterwegs, gucken, wie weit sie kommen und drehen dann um. Zurück auf jeden Fall über Russland.
Eine halbe Stunde vergeht sehr schnell und nach einem Erinnerungsfoto und Wegeinfoaustausch machen wir uns alle wieder „Op de Weg!“
Dooi!

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Der weitere Weg nach Aktöbe ist gut und ich bekomme ein tolles Hotel zu einem super Kurs.
Die Q steht gut bewacht im Hotelhof die Security hilft mir, noch die Plörren aufs Zimmer zu bringen. In der „Hotelbar“ die aus einem Raum besteht und in der sich neben der offenbar etablissementeigenen „Frau für alle Fälle“ deren die Bar betreibende Mutter befindet. Ich esse ein wirklich grottenschlechtes Stück (Fleisch?- war es Fleisch?) in einem Gefängnis aus einer eiähnlichen Masse, dazu einen leckeren, frisch zubereiteten Tomatensalat, der sich auch durch die – ja, keine Ahnung – undefinierbaren Stücke – ??? den guten Geschmack einfach  nicht nehmen ließ.
Irgendwann ab aufs Zimmer. Durch die immer wieder durch nahezu konstanten Westkurs gut gemachten Stunden- es sind nun nur noch +4, werde ich schon um halb 7 wach und komme so wieder schön früh auf die Bahn.

Großspurig hatte ich Aktau als nächstes Ziel ins Auge gefasst.
Zwölfhundertirgendwas km sind zu schaffen- ROTESTRASSEN= GUTE STRASSEN sagt die Karte.
OK, Johan und Bert aus der Oase sagten- da gibt es ein Stück, so 130 km, wo sie 4 Stunden für gebraucht haben, aber: es wartet ja keiner auf mich- und ob ich um 8 oder um 11 Uhr abends ankomme ist sowas von egal…
Aufauf! – also los.

Die ersten 400 km waren schön zu fahren. Einwandfreiasphalt- 1a.
Ich hatte die Route vorher in Mapsource eingegeben und auf die Else gespielt.
Alles Gut!
Bis auf eines: Die Route funktionierte im Navi nicht und so habe ich dann Aktau direkt eingegeben.
Nur – hatte ich nach einigem Ausprobieren die Präferenzen für die Routenberechung von „Kürzere Strecke“ nicht auf „Kürzere Zeit“ umgestellt.
So kam es dann, dass ich ab Mukur, nicht der Hauptstraße weiter folgte, sondern der Anfänglich gleich gut ausgebauten Nebenstraße.
Anfänglich…
Für die dann folgenden 138 km benötigte ich fast 5 Stunden. Nicht damit rechnend, hatte 2 Snickers, 2 Äpfel und etwa 1,3 Liter Wasser mit.
Es folgten Wege, die ich bisher noch nicht auf meiner Drivingskills Liste abgehakt hatte.
Harmlose, durchlöchterte Asphaltpisten wechselten mit Kraterlandschaften, Buckelpisten sowie Sandpassagen (gottseidank (noch) kein Tiefsand!!!)  gefolgt von abgesackten Straßenpassagen, in denen die Q bequem Platz gefunden hätte. Neben der auf Navi und Karte vermerkten „Straße“, versuchten links und rechts Ausweichpisten versönlichere Spuren zu legen.

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Diese bargen jedoch, nicht zuletzt bedingt durch den ein oder anderen Niederschlag, andere Herausforderungen, wie Schlammlöcher – betonmäßig abgebundene LKW Fahrspuren und plötzlich auftauchende Tiefsandpassagen (da waren sie). Wo wir auch fuhren- es war immer schlecht.
Auf einer der Ausweichstrecken passierte es dann- leichte Linkskurve- Schlamm – Südhang halbtrocken 😉

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Rudi – Wutsch und weg… Nix zu halten nix zu machen.

Ohne Koffer hätte ich mit Sicherheit das linke Bein geprellt oder gar gebrochen aber so war bis auf, abladen-aufstellen-einladen, alles gut.

Bei 35 Grad und nach dem Aufheben spürbaren Schmerz im unteren Rücken, wurde mir mit trockenen Lippen bewusst, dass ich mich immer noch knapp 100 km von der nächsten Ortschaft entfernt befinde. Mein Backup Navi und die Karte gaben auch nix anderes her.

So griff ich zu meiner unter den Spinnen am Reservereifen befestigten Wasserflasche, in der sich noch zwei Schluck befanden, mit denen ich die halbe 800er Ibu gut runter bekam.
Ein Blick aufs Telefon – Kein Netz.
Panik? Kurze Gedanken – Panik ?
Herz geht schneller ich atme durch – 100 km – ja und? Du hast aber kein Wasser…
Ja, aber so schnell dehydriert der Mensch nicht.
Ja aber – du hast dich einmal hingelegt, wenn dir das noch ein paarmal passiert?
Einzweidreimal stemmste die Q aber dann? Ohne Wasser?
Ich unterdrücke das mulmige Gefühl, so gut wie es geht und sehe die Pfützen vom letzten Regen… – erinnere mich an meine beiden Snickers im Tankrucksack und erzeuge mir damit künstliches Licht am Horizont.
Scotty –  Energie!

Und so stieg ich auf und wir fuhren weiter.
Die Strecke übertraf alles, was ich bislang mit und ohne Gepäck gefahren bin und mir darüber hinaus auch zugetraut hätte. Irgendwann entwickelte ich jedoch einen Fatalismus, der mir das zu fahren geholfen hat,  und- man wird mit der Zeit auch immer besser.
Du fährst und fährst und dein Navi zeigt dir immer nach gefühlten 10 Kilometern 3 davon an…

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Dazwischen immer die Gedanken – hält dat Zeuch?
Unvorstellbar bei der Piste. Du stehst und siehst, wie die Federung arbeitet du hältst an und siehst, wie Öl aus deinem Hinterantrieb „schwitzt“ – nein, wegen großer Belastung rausgrdrückt wird.
Dazu kommt Ölverlust aus dem rechten Zylinder… ich habe beim Ventileeinstellen nicht die nötige Sorgfalt beim Wiederaufsetzen der Abdeckung walten lassen und sickert Öl aus dem Zündkerzentunnel durch die Abdeckung… Irgenwann denke ich, ich habe einen Lagerschaden, es klackert regelmäßig und ich kann nicht orten woher es kommt- schließlich halte ich an und sehe, dass mein vorderer Kotflügel gerade das zeitliche gesegnet hat und an den Stollen schrabbelt Einfach abgebrochen das Ding! Es hängt noch an einem letzten Rest Plastik und es tut mir in der Seel weh, als ich das Teil abreißen muss  – aber gottseidank- wenigstens kein Lagerschaden. Wenn ich in die Eisen gehe knuppt es in der Gabel- Lenkkopflager? Ich halte an und teste – nichts – alles OK. Ein paar Stunden später auf der Landstraße merke ich, dass sich eine Schraube der Lenkerquerstrebe gelockert hat und die Strebe nun beim Bremsen etwas auf dem Lenker verutscht, was das Knacken verursacht…
Alles Dinge, die mich Zuhause schon stören – und auch jetzt hier nicht gerade zur Beruhigung beitragen.

Es kommen dir weder Fahrzeuge entgegen, noch überholst du welche. Du siehst Kamele, Wildpferherden, aber keine Meschen, keine Häuser.
-Beeline KZ steht oben links im Telefon – Ahhhhhh….. wieder Handynetz!

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Irgendwann sehe ich am Horizont irgendwas wie einen Turm, der sich beim Näherkommen als eine Öl-gas-keineahnung Anlage entpuppt. Ich halte den ersten LKW an und frage nach Wasser. Der Fahrer gibt mir eine 1,5l Flasche und 2 Leute kommen zu mir.
Sie fragen zuerst Wasser – Essen – Sprit? dann das übliche. Am Ende gehe ich mit 4 Litern Wasser und 2 Dosen Fisch, frisch gestärkt auf die restlichen 70 Kiometer. Als ich die Sachen bezahlen will, winken die beiden nahezu entrüstet ab. Für Hilfe nehmen sie kein Geld. Sie würden aber gerne ein Foto vom Mottorarad machen…

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Рахмет! – Dankeschön!!!

Irgendwann ist es soweit – goldener Asphalt!!!

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Aktau kann ich mir sowieso knicken. Auf dem Stück Ich bin froh als ich um halb 9 Abends ein Bett in einem 4er Schlafsaal in einer Fernfahrer Gastinica in Kulsary bekomme.
Zum guten Schluss wird die Q beim Einfahren auf den Hof im Tor eingeklemmt und wir spielen wieder Sch..!!!! rufen – abladen und aufheben…
2 Trucker, denen ich beim Essen zeige, wo ich lang gefahen bin, runzeln die Stirn als ich ihnen das „weiße Sträßchen auf der Karte zeige“ und machen mit den Händen Wellenbewegungen. No Road – No Road! Haha! -and no house!
Ja – Wellen – die waren da –  und jetzt kann auch ich mitlachen.

Ab nächsten Morgen bin ich schon um halb 6 wach, gehe runter unt repariere das Öl Leck am Zylinder. Um halb 8 bin ich schon auf dem Weg nach Aktau.
Gut, dass ich so früh los bin – Mich nicht mehr auf die „guten“ roten Straßen auf der Karte verlassend, und alle Navi Einstellungen 3 mal überprüfend, habe ich mich mit ausreichend Wasser und Proviant für die Fahrt eingedeckt.
Gut war das, denn die Strecke hatte es auch wieder richtig in sich.

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Unterwegs auf einem Rastplatz treffe ich auf kasachisches Militär, die mit ihren Lastern in der Gegend offenbar Gelände üben. Einer von ihnen kann deutsch und einige englisch und man weist mich darauf hin, dass die kommende Straße für 100 km very very bad sei…
Ja und ???? 😉

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Eine besondere Art von – ich deute es mal als kasachischen Humor- sind die völlig wahllos aufgestellten Serien von Baustellen Hinweisschildenr. Sie sind neu, könen also nicht aus der Zeit sein, als die Straße noch OK war. Auf einem Stück, auf dem man mit Müh und Not wenn überhaupt, gerade mal 40 fahren kann, inmitten einer Kraterlandschaft steht plötzlich 70 – 50 – 30 Schilder, gefolgt von dem Hinweisschild, Baustelle auf was weiß ich 3,5 km 12, km, 4 km…

Und – gannnnnz gefährlich: THE DANGEROUS SECTION!!!!
Macht euch bitte mal locker – Die Straße war besser als alles vorherl Leute! 😉

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tock tock tock… Die spinnen, die Kasachen – Asterix 😉

Da ich langsam aus dem Bargeld laufe, halte ich in Shetpe- einem an einer Straßenkreuzung liegenden, ebenso kleinen, wie trostlosen Kaff an und frage nach Bankomat. Ich werde geholfen und finde auf dem Gelände der eingezäunten Bank, 2 sich direkt nebeneinander liegende Geldautomaten.
Am linken stehen 2 geschätzt 20- 25 jährige Typen, am rechten ein altes Mütterchen.
Ich stelle mich geduldig an und sehe, wie die beiden Typen mit verschiedenen Plastikkarten innerhalb von 10 Minuten ordentlich Geld abheben.
„Hello my Friend! Can i help you to get money? Give me your card“
sagt er und greift gleichzeitig Richtung meiner Visa Karte, die ich in der Hand habe.

Ich schaue erst ihn an, dann an mir runter, klopfe mir den Staub ab und frage, ob ich für ihn so aussähe als würde ich Hilfe am Geldautomaten benötigen.
Die Antwort blieb er mir schuldig, aber wenigstens waren die beiden Vögel fertig und trollten sich. Ich konnte an den Automaten, an dem ich dann aber leider keine Kohle ziehen konnte. Das kasachische Mütterchen kämpfte noch  immer mit den Knöpfen am anderen Teil.
Letztlich habe ich 50 $ in der Bank gewechselt, ich war wieder Lokalkohleflüssig und: ich kam gegen 20:30 in Aktau an.
Ich fuhr direkt zum Hafen, um die Registrierung zu checken und bekam die Info, dass der Schalter morgen früh ab 9 Uhr offen sei.
Schon mal beruhigt, suchte ich mir eine Gastinica in der ich mich nun erst einmal erhole.

Am nächsten Morgen stehe ich um 9:15 Uhr vor dem Schalter und lasse mich für die Fähre einschreiben. Sie fährt nach keinem Fahrplan, erst wenn Fracht da ist. Der Beamte meint, dass sie vielleicht am Samstag käme und Sonntag wieder fahre. Er ruft mich im Hootel an, wenn sie da ist… Danach fahre ich zum Ticket Büro und erfahre dort, das ich die Tickets erst kaufen kann, wenn das Boot da sei. Der Preis 120 $ für mich – 33$ für die Q. Ich möchte aber das Ticket am liebsten schon sicher in der Tasche haben- geht aber nicht.
Man kopiert aber schon alle Papiere und ruft mich im Hotel an, wenn die Fähre da ist.
Dont pay the Ferryman… pfeifend verlasse ich das Büro – jau – mehr kann ich im Moment nicht tun –

Für alle die auch mal aufs Boot wollen:
(Ablauf für die Frachtfähre)
Die Personenfähre fährt jeden Tag – Tickets gibt es in einem anderen Büro

  1.  zum Commercial Port / Frachthafen nach Aktau
    (Koordinaten: N43 36 12.0 E051 13 14.2)
    Dort den linken Eingang des rechts vor der Schranke der Hafenkontrolle liegenden Gebäudes nehmen.
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    Öffnungszeiten: Täglich ab 9:00 Uhr bis ???
    Linken Schalter zur Einschreibung. (Man spricht englisch)
    danach zum
  2. Ferry Ticket Office /Fährticketbüro.
    (Koordinaten: N43.64090 E51.17094)
    Adresse: 2. Microdistrict Haus Nr. 33.
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    (man spricht kein englisch, es wird aber jemand aus dem Nachbarbüro geholt, der englisch spricht.)
    (Hausnummer steht nicht am Gebäude dran)
    Tel.: +7 8 (7292) 44 51 08 und Kasse: +7 8(7292) 500343
    Öffnungszeiten: Täglich ab 9:00 Uhr bis 18:00 Uhr
  3. WARTEN.

Meine Unterkunft ist schön und ich habe nun Zeit für richtiges Sightseeing. Ich lerne nette Leute kennen und bekomme Aktau gezeigt.

Heute war ich dann mal im Ticket Office und habe erfahren, dass es noch keine Fracht für Aktau gibt. Ob das mit Sonntag was wird… Isch wesset nit – isch weesset nit 😉